Neurologische Erkrankungen
Neue Medikamente gegen Krankheiten wie Depression, Schizophrenie oder Alzheimer erfordern häufig klinische Testreihen mit grossen Patientengruppen. Wegen der damit verbundenen hohen Kosten sind diese Indikationen in erster Linie eine Domäne der grossen Pharma- und Biotechkonzerne. Zu den Ausnahmen zählen drei Portfoliofirmen von BB Biotech. Intra-Cellular Therapies entwickelt Arzneien gegen neurodegenerative Erkrankungen und hat mit dem im Dezember 2019 in den USA zugelassenen Medikament Caplyta zur Behandlung von akuter Schizophrenie das erste eigene Produkt auf dem Markt. Ein zweites Produkt, Lumateperone zur Behandlung von bipolarer Depression und von Verhaltensstörungen, die im Zusammenhang mit Demenz wie die Alzheimer-Krankheit auftreten, befindet sich im Zulassungverfahren. Biogen erhielt 2021 die Zulassung für sein Antikörpermedikament Aduhelm zur Behandlung von Alzheimer. Der Wirkstoff ist die erste neu zugelassene Alzheimerarznei seit 20 Jahren. Aduhelm reduziert Ablagerungen von Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn und zeigte in klinischen Studien, dass sich bei Patienten im Frühstadium der Krankheit das Fortschreiten der kognitiven Schädigungen verlangsamt. Auch wenn die Zulassung unter Auflagen erfolgte, wird der immens hohe medizinische Bedarf in den nächsten Jahren die Entwicklung neuer Therapien gegen diese bislang unheilbare Krankheit forcieren. Neurocrine Biosciences vermarktet zwei Produkte. Ingrezza behandelt Spätdyskinesie - das sind unwillkürliche, von den Betroffenen nicht kontrollierbare Bewegungsstörungen - während Ongentys bei Bewegungsstörungen von Parkinson-Patienten zum Einsatz kommen soll.
Neurocrine könnte sein Produktportfolio in naher Zukunft um ein Medikament gegen eine weiteres Nervenleiden erweitern. Voraussetzung dafür sind überzeugende klinische Phase-III-Daten für Valbenazine als Therapie gegen Chorea Huntington, eine erblich bedingte Funktionsstörung des Gehirns mit tödlichem Ausgang, für bislang noch keine Behandlungsmöglichkeiten existieren. Sage Therapeutics könnte bei einem positiven Ausgang der zulassungsrelevanten Studien die Behandlungsoptionen für sein Produkt Zuranolone auf die Mitbehandlung von schweren depressiven Störungen erweitern. Zugelassen is Zuranolone bislang zur Therapie von Depressionen, die bei Frauen nach Geburten auftreten.
Neurologische Störungen werden mit der zunehmenden Alterung der Erdbevölkerung zu einer globalen medizinischen und wirtschaftlichen Herausforderung. Nach aktuellen Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit alleine 55 Millionen Menschen an Demenz. Bei bis zu 70% aller Betroffenen wird Alzheimer diagnostiziert. Die Zahl der neu erkrankten Patienten erhöht sich um fast 10 Millionen jährlich. Angesichts der damit verbundenen schnell wachsenden Behandlungskosten bedarf es dringend einer konkreten Strategie, um die damit einhergehenden finanziellen Belastungen zu reduzieren. Allein in den USA, dem global grössten Gesundheitsmarkt, ist rund ein Viertel der Bevölkerung von Nervenerkrankungen betroffen und verursacht damit jährliche Behandlungskosten von mehr als USD 800 Mrd. Weltweit erleiden etwa 15% aller Menschen im Verlauf ihres Lebens Nervenerkrankungen. Dementsprechend groß ist der Bedarf an innovativen Therapien, die in den nächsten Jahren den Sprung auf den Markt schaffen.