Gentherapien
Während bei herkömmlichen Gentherapien ein Gen entweder episomal («nicht ins Genom integrierend») oder zufällig ins Genom eingefügt wird, wird beim Gene Editing das Genom des Patienten gezielt beschnitten und korrigiert oder ergänzt. Angewendet werden dafür verschiedene sogenannte Genscheren («Endonukleasen») wie zum Beispiel CRISPR, Zinkfinger-Nukleasen, Meganukleasen oder TALEN (Transcription activator-like effector nuclease). Ein Vorteil dieses Ansatzes ist, dass durch die Integration von Genmaterial ins Genom definitiv nur eine Anwendung bis zur potenziellen Heilung nötig ist und damit die Nachhaltigkeit einer Anwendung langfristig unbestritten.
Nach jahrzehntelangen Forschungsarbeiten haben unterschiedliche gentherapeutische Ansätze den Durchbruch zur Marktreife geschafft. Die CAR-T-Therapien machen sich zunutze, dass der Körper darauf trainiert ist, von sich aus Pathogene oder Krebszellen anzugreifen. Das Grundprinzip des Ansatzes besteht darin, T-Zellen genetisch umzuprogrammieren. Sie werden dazu den Patienten entnommen, im Labor mit dem Gen für einen speziellen künstlichen (chimären) Rezeptor ausgestattet und anschliessend vermehrt. Diese neuen CAR-T-Zellen werden den Patienten wieder per Infusion verabreicht, spüren das definierte Antigen auf Krebszellen auf und leiten dessen Zerstörung ein. Zu den Pionieren der CAR-T-Therapien zählen die ehemaligen Portfoliofirmen Juno Therapeutics (2017 Übernahme durch Gilead) und Kite Pharma (2018 Übernahme durch Celgene).
Die zweite CART-Generation greift auf allogene T-Zellen zurück, die auf Basis der Gen-Editierung-Technologie zum Einsatz kommen. Der Vorteil der allogenen Zellen von gesunden Spendern gegenüber den von Patienten entnommenen T-Zellen ist, dass sie sich schneller herstellen lassen, dank ihrer Lagerfähigkeit sofort verfügbar sind und eine höhere Wirksamkeit erzielen können. Unsere Beteiligung CRISPR Therapeutics hat eine CRISPR/Cas9-edizierte CAR-T-Zelltherapie auf Grundlage des neuen Verfahrens der Genom-Editierung entwickelt. Erste klinische Studien zum Wirkstoff CTX110 zeigten bei lymphoiden Malignomen teilweise ein vollständiges Ansprechen auf die Therapie zwölf Monate nach einer einmaligen Infusion.
Ein weiterer neuer CAR-T-Ansatz verwendet erneuerbare iPSC-Masterzelllinien (induzierte pluripotente Stammzellen). Diese werden auf einer Plattform hergestellt, die eine Massenproduktion von natürlichen Killerzellen- und T-Zellprodukten ermöglicht. Fate Therapeutics ist mit seiner firmeneigenen iPSC-Plattform Pionier bei der Entwicklung von Produktkandidaten aus der Immunonkologie. Die beiden am weitesten fortgeschrittenen Wirkstoffe FT516 und FT596-101 können als Therapie mit allen zugelassenen Krebs-Antikörpern wie Rituxan kombiniert werden.
Mediziner gehen davon aus, dass die neuen gentherapeutischen Verfahren bei einer wachsenden Zahl von Krankheiten eingesetzt werden können. Weil die Tumorbildung häufig genetische Ursachen hat, werden nach jüngsten Schätzungen der Fachzeitschrift Journal of Gene Medicine rund zwei Drittel aller Gentherapien in der Krebsmedizin klinisch getestet. Weitere Krankheitsfelder sind monogenetische Erkrankungen aufgrund eines Gendefekts (>11%), Infektionskrankheiten (>5%), Herz-Kreislauf-Erkrankungen (>5%) und Nervenerkrankungen (>1%).