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What’s next, Herr Koller?
Man zählt die Biotechnologie zu den Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Was steckt da dahinter?
Die Biotechindustrie ist die Innovationsquelle für den medizinischen Fortschritt und hat sich als erfolgreicher Konkurrent zu Pharma etabliert. Allerdings ist diese Entwicklung durch die Übernahmen von kleineren Biotechfirmen durch Pharmakonzerne teilweise etwas verzerrt. Mittlerweile haben mehr als die Hälfte aller neu zugelassenen Arzneien ihren Ursprung in den Laboren von Biotechfirmen. Die Medikamente und Technologien setzen dort an, wo ein hoher medizinischer Bedarf besteht, also die Notwendigkeit von noch zielgerichteteren Therapien oder Ersttherapien für viele bis anhin unbehandelbare Krankheiten. Gerade aufgrund der in den letzten Jahren erzielten Fortschritte in der Medikamentenentwicklung ist die Biotechnologie ein sehr schnell wachsender Markt und daher für Investoren interessant. Die folgenden Grafiken verdeutlichen diese Dynamik eindrücklich.
Was müssen Biotechunternehmen mitbringen, um für BB Biotech interessant zu sein?
Die Firmen müssen einen ungedeckten medizinischen Bedarf adressieren und sollen klar differenzierte Medikamente entwickeln. Um dies besser einschätzen zu können, müssen sich die Projekte in klinischen Studien befinden. Nur dann können wir erste Erkenntnisse gewinnen, ob unser langfristig erwarteter Return on Investment möglich ist. Hierfür ist die Voraussetzung, dass Produkte den Durchbruch in Richtung Marktreife schaffen. Von unseren Portfoliofirmen erwarten wir in den nächsten Jahren vielversprechende News zu klinischen Daten, Produktzulassungen oder Medikamentenlancierungen. Die Aktien unserer Portfoliofirmen müssen in der Lage sein, eine durchschnittliche jährliche Rendite im zweistelligen Prozentbereich zu erzielen. Wir investieren in kleinere und mittelkapitalisierte Biotechs, die zu den Pionieren bei Therapien und Technologieplattformen der neuesten Generation zählen. Im Erfolgsfall ergibt sich eine sehr attraktive Wertsteigerung, es bestehen aber auch Risiken. Das Risiko in unserem Portfolio balancieren wir durch die höhere Gewichtung unserer weiter fortgeschrittenen Kernbeteiligungen aus. In der Regel handelt es sich dabei um Branchenschwergewichte, die mit ersten zugelassenen Produkten bereits steigende Umsätze und Cashflows erzielen.
Welche Therapiegebiete decken Sie mit Ihrem Portfolio ab?
Die Onkologie ist ein wichtiges Forschungsfeld, das langfristig ein hohes Potenzial für neue Therapieansätze bietet. Wir haben mit Revolution Medicines, Relay Therapeutics, Fate Therapeutics oder Essa Pharma in den letzten zwei Jahren Investitionen in diesem Themengebiet gemacht. Wir halten aber auch eine Reihe von Firmen, die in seltenen erblich bedingten Erkrankungen, in Autoimmunerkrankungen, Nervenerkrankungen, aber auch kardiovaskulären und Infektionskrankheiten an Medikamenten arbeiten. In diesen Indikationen ist die Biotechbranche der Vorreiter bei zahlreichen neuen Ansätzen wie den Gentherapien, den zellbasierten Therapien, der Genscherentechnologie und der Immunonkologie. Ziel dieser neuen Medikamente ist es, Krankheiten besser behandelbar zu machen und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Bei einzelnen Gentherapien und Genscherentherapien sehen wir aber auch erste Fortschritte im Hinblick auf eine vollkommene Heilung.
Die Komplexität und Datenumfang muss unglaublich hoch sein. Wie gehen Sie damit um?
Wir setzen in unserem Investmentprozess zunehmend künstliche Intelligenz (KI) ein. KI trägt dazu bei, uns bei der Due Diligence wertvolle Einblicke zu verschaffen, indem sie eine breite Palette von Daten synthetisiert und das Verständnis des medizinischen Universums vertieft. Wir haben umfangreiche Mengen von Datentypen in die «Infrastruktur» integriert. Dazu gehören beispielsweise Patientendaten, Versicherungsansprüche, grundlegende Informationen über Medikamente, Publikationen, veröffentlichte klinische Studien und wissenschaftliche Literatur. Der Einsatz fortschrittlicher Analysemethoden im biomedizinischen Bereich unterstützt das Beantworten komplexer Fragen, wie z.B. über den Krankheitsverlauf des Patienten, den Nutzen von Medikamenten für den Patienten und die Epidemiologie von Krankheiten. Um diese Projekte weiter voranzutreiben, hat BB Biotech kürzlich das Portfolioteam um zwei auf insgesamt drei Data-Science-Experten erweitert.